Am 11. März war ich beim Eröffnungsabend des zweitägigen Festivals „Jüdische Ossis“ des Instituts für Neue Soziale Plastik im Hans Otto Theater in Potsdam. Das war für mich eine sehr interessante und zugleich doch auch sehr bewegende und nachwirkende Veranstaltung, da sich das Festival einem wenig erfreulichen und bisher leider kaum erforschten Thema annimmt: Jüdisches Leben in der DDR und Ostdeutschland, dem dort virulenten Antisemitismus und der Frage, wie die verschiedenen jüdischen Generationen damit umgingen.
Vielen Dank an unsere Kulturministerin Manja Schüle, die den Abend mit einem tollen Grußwort eröffnete. Sie zeigte klar, wie der Antisemitismus in der DDR wirkte und bis heute Spuren bei den Betroffenen und ihren Nachkommen hinterlässt. Ein Einfluss, der nicht zur unterschätzen ist.
Auch die anschließende szenische Lesung von Dr. Bettina Leder und Benno Plassmann zu Alfred Dreyfuß‘ Schicksal nach dem 2. Weltkrieg mit seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1947 hat mich und viele der anderen Anwesenden schwer bewegt. Dreyfuß‘ Schicksal: die gegenstandslose Verhaftung im Jahr 1950, seine Entlassung als Intendant des Otto Hahn Theaters (damals noch Landestheater Brandenburg), der SED-Ausschluss und die Aburteilung zu 20 Monaten Zuchthaus, zeigt exemplarisch wie die DDR Führung mit Jud*innen umging. Umso beeindruckender finde ich es daher, dass das Theater seine eigene Geschichte so kritisch aufarbeitet! Es ist damit Wegbereiter für eine intensivere Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte.
Damit und mit „Jüdische Ossis“ leistet es als Kultureinrichtung ebenso wie das Institut für Neue Soziale Plastik einen emminent wichtigen Beitrag zur DDR-Aufarbeitung. Auch deshalb wollte ich am 11. März dabei sein, um mehr darüber zu erfahren und den Veranstalter*innen für ihr großes Engagement zu danken. Gerade weil mich der Abend so bewegt hat, freute es mich deshalb sehr, zu hören, wie gut das Festival mit seinen vielen Lesungen, Gesprächen und Musik angenommen wurde. Es war an beiden Tagen komplett ausverkauft. Der Wille und das Interesse für die Thematik ist bei vielen Menschen also absolut da. Das gilt es zu nutzen, schon allein unserer jüdischen Mitbürger*innen gegenüber!