Der Beruf der Lehrerin oder des Lehrers macht Spaß, ist aber auch anstrengend. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, denn ich habe ihn 30 Jahre lang ausgeübt. Und die Herausforderungen für Lehrkräfte wachsen stetig:
Die Zusammensetzung der Schulklassen und Lerngruppen wird diverser. Gemeinsames Lernen wird erfreulicher Weise zunehmend zum Standard. Wissen, Lehr- und Lernmethoden unterliegen einem steten Wandel. Insbesondere die Digitalisierung erfordert die Bereitschaft zu Fort- und Weiterbildung.
In den letzten beiden Jahren kamen die besondere Herausforderungen durch die Pandemie hinzu. Spätestens beim Homeschooling haben sicher alle Eltern verstanden, was es bedeutet, ihre Kinder zu unterrichten. Und während die Schulen die Folgen der Pandemie bewältigen müssen, erreichen vom schrecklichen Angriffskrieg in der Ukraine traumatisierte Kinder und Jugendliche das deutsche Bildungssystem.
Herzlichen Dank an alle Beschäftigten in unseren Schulen, die sich den Herausforderungen Tag für Tag mit Engagement und Leidenschaft stellen!
Gleichzeitig leidet dieses System am Lehrkräftemangel durch die Versäumnisse bei der Lehrerbildung vergangener Jahre. Und mit Entsetzen mussten wir kürzlich zur Kenntnis nehmen, dass viele Lehramtsstudierende trotz aufgestockter Studienplätze in Potsdam ihr Studium gerade in den dringend benötigten MINT-Fächern nicht beenden.
Der Wettbewerb der Bundesländer um Lehrkräftenachwuchs wird also anhalten, erst Recht, wenn Berlin jetzt verbeamtet. Und die Zahl der Seiteneinsteiger*innen wird erstmal weiter wachsen. Und damit auch die Ungleichheit innerhalb der Kollegien, was die Bezahlung für gleiche Tätigkeiten angeht.
In dieser Gemengelage erreichte uns ein Positionspapier mehrerer Brandenburger Schul- und Lehrkräfteverbände, mit zwei Vorschlägen, um der Arbeitsbelastung zu begegnen: Mit der Schaffung zusätzlicher Funktionsstellen einerseits und der Ausreichung von Beförderungsämtern andererseits.
Dabei sollen sechzigjährige Lehrkräfte mit einer Regelbeförderung von Besoldungsgruppe A13 nach A14 bis zum Pensionsalter im Beruf gehalten werden. Wobei dies natürlich auch eine entsprechende Erhöhung der Altersversorgung zur Folge hätte.
Insbesondere dieser Regelbeförderung stehe ich skeptisch gegenüber, denn sie würde die Ungleichheit innerhalb der Schulkollegien nochmal deutlich erhöhen, wo jetzt schon Seiteneinsteiger*innen mit E10 oder E11 vergleichbare Tätigkeiten ausüben wie verbeamtete Lehrkräfte. Von den Schulsozialarbeiter*innen oder Horterzieher*innen im Team Schule, die gerade für mehr Entlastungen streiken, gar nicht zu reden.
Wir haben dieses Positionspapier zum Anlass genommen, in einem Fachgespräch im Bildungsausschuss grundsätzlicher über das Thema „Arbeitsbelastung und Gesundheitssituation von Lehrkräften und Schulleitungen“ zu sprechen.
Und ich muss sagen, ich habe festgestellt, dass neben den genannten Forderungen auch andere Vorstellungen von Schule thematisiert wurden. Wenn es darum geht, Lehrkräfte nachhaltig zu entlasten, dann müssen wir über eine andere Rhythmisierung des Unterrichts und über mehr individuelles Lernen reden. Wir müssen über die Einbindung multiprofessioneller Kräfte in das Team Schule reden.
Hier sind wir uns ja über alle Fraktionen und mit der Bildungsverwaltung einig: Wir brauchen mehr Schulsozialarbeiter*innen, dauerhaft und nicht nur im Rahmen des Aufholprogramms. Wir müssen weg von dem Schlüssel 1 zu 10.000 bei den Schulpsycholog*innen.
Das liegt derzeit in der Prüfung im Kabinett. Wir Bündnisgrünen stehen zu diesen Forderungen, die wir hier als Opposition schon vertreten haben, auch weiterhin. Aber wir werden gemeinsam sehen, was hier im Rahmen des anstehenden Doppelhaushalts möglich sein wird.
Es stehen aus dem DigitalPakt Mittel bereit für die Administration der digitalen Schulinfrastruktur, und ich kann an die Kommunen nur appellieren, diese Möglichkeit trotz des zehnprozentigen Eigenanteils auch zu nutzen.
Perspektivisch, aber leider wohl nicht mehr in dieser Legislaturperiode müssen wir auch schauen, wie wir die Forderung nach zusätzlichen Verwaltungskräften zur Entlastung von Schulleitungen erfüllen können.
Schon jetzt würde ich mir wünschen, dass das stets großzügige Budget für Fortbildungen im Bildungsetat auch ausgeschöpft wird, am besten genutzt von ganzen Kollegien, um das Teambuilding zu stärken. Und das gilt auch für Maßnahmen der Gesundheitsprävention, die über das LISUM angeboten werden.
Eine Schule, die als Team funktioniert, wie uns wunderbare Beispiele von Schulen des gemeinsamen Lernens in einem anderen Fachgespräch gezeigt haben, ist auch eine Schule, in der Lehrkräfte motiviert und gesünder ihren herausfordernden Alltag bestehen können.